Freitag, 15. April 2011

guten tag, ich habe dich vermisst.

kotzend hänge ich über der toilettenschüssel, mein hals brennt und meine augen tränen, mein bauch verkrampft sich widerwillig. ich mache immer weiter, schäme mich. aber ich höre nicht auf. erbärmlich.

wo warst du so lange?, flüstere ich in gedanken. mia lächelt mir entgegen, sie scheint traurig zu sein aber ich weiß nicht, wieso. ich war immer bei dir, sagt sie und streicht mir über's haar, immer. sie spricht leise. ich würge weiter, braune, unschöne klumpen. ich hab dich vermisst, krächze ich.

ich weiß, antwortet sie. wieder eine flüchtige berührung. diesmal an meiner wange, aber ich war immer bei dir. ich glaube ihr und ich huste, ich habe vergessen zu atmen. ihre mundwinkel ziehen sich weiter nach unten. ich frage sie, ob sie bleibt. ja. ich muss lächeln, obwohl mein magen schmerzt. 

schwarze flecken vor meinen augen. das ist schön. 

lange, knochige arme schlingen sich um meinen körper, halten mich zusammen, damit ich nicht auseinanderfalle. ich fange fast an zu weinen. ana ist wieder da. endlich.

es tut mir leid, sagt sie, dass ich heute nicht für dich da war. sie ist kalt, während mia glühend heiß ist. ich mag die hitze nicht, trotzdem lasse ich zu dass auch sie mich umarmt, die beiden halten mich zusammen. 

ich zittere, bin dennoch erleichtert, dass ana mir nicht böse ist, obwohl ich schwach war, versagt habe. sie scheint meine gedanken zu lesen, denn sie schüttelt ihren kopf. er wirkt viel zu massig für ihre schmalen schultern. du leidest schon genug, wispert sie, ihre stimme klingt dünn, wie papier.

trotz der schmerzen, muss ich seicht lächeln. ich gebe keine antwort, weil ich weiß, wie recht sie hat. ihre kühlen finger umschließen meinen hals, es tut gut. heiße, fleischige finger in meinem gesicht, der geruch von schokolade. sie schieben sich in meinen mund, scharfe nägel kratzen über meinen rachen und ich würge wieder, hustend.

ana riecht frisch, nach minze, nicht so süß. 

ich bin bei dir, säuselt ana und umklammert mich fester, besitzergreifend, beschützend. du gehörst mir und ich gehöre dir, ihr atem kitzelt an meinem ohr.

vorsichtig lösen sich mia's arme von meinem körper, sie schürzt beleidigt ihre vollen lippen. ich lächle entschuldigend, so gut es eben geht. jetzt fehlt mir die hitze, mir ist zu kalt. doch ana lässt mich nicht los.

wie ich sehe, beginnt sie und entfernt sich noch ein stück von mir, bist du in guten händen. 

ich will nicht dass sie geht, aber die kälte lässt mich erstarren. es ist besser so, höre ich die dünne, verschwörerische stimme. ana haucht trockene eisküsse auf meinen nacken, es ist das beste für uns beide, für dich, sie streichelt meine arme und ich bekomme gänsehaut, und für mich.

ich teile nicht gerne, sagt ana bitter und zwingt mich die spülung zu betätigen, mia verschwindet mit dem rauschendem wasser im abfluss, mein geflüstertes auf wiedersehen, hört sie nicht mehr. 

wackelig stehe ich auf, ana immer noch auf meinem rücken, aber sie ist nicht schwer, wie luft. ich bin einfach nur zu schwach. erbärmlich, fett und hässlich. nur ana liebt mich, mia hat mich verlassen. gutes mädchen, lobt sie mich und streicht meine wirren haare zurück.

es ist das beste, ich setze mich zurück in die küche und zünde mir eine zigarette an, in meinem kopf gebe ich ihr die antwort, die sie hören will, ja.




ich habe angst, angst dass ich verrückt werde. bin ich das schon längst? es gibt tage, an denen geht es mir wunderbar, dann lache ich, wirklich und nicht nur gespielt und dann gibt es heute, wo ich mich einfach nur wünsche, es wäre schon morgen.

hilfe will ich nicht, denn ich will es schaffen, endlich meine ziele erreichen. auf die straße gehen und wissen, dass ich die dünnste bin, das ich das kann, wo alle anderen versagen.

heute frage ich mich, ob so ein tag jemals kommen wird.

aber ich darf nicht aufgeben, sonst ist es vorbei. dann wäre alles umsonst, all die verzweiflung und ich wäre wieder am anfang. ich wünschte, S. wäre hier. sie war meine beste freundin, damals, und hatte dieselben probleme, dieselben macken.

ich wünschte, ich könnte sie anrufen und mit ihr reden, aber das geht nicht. sie würde nicht abheben, falls ich mich trauen würde, ihre nummer zu wählen. aber ihr herz schlägt in hamburg, bei ihrem freund, ich habe sie an ihn verloren.
schon so lange.
ich fühle mich wirklich alleine, obwohl ich das nicht sollte.

keine ahnung, wieso ich gerade jetzt so einen zusammenbruch habe. morgen wird besser, es muss besser werden. ich werde V. irgendwie vom essen abbringen, sonst finde ich keine ruhe.

ich will einfach auffhören mit dem essen, aber ich will nicht sterben.

ich denke in letzter zeit viel zu oft über das sterben nach, seit meine uroma so wirr im kopf ist. ich will so nicht enden. ich wünsche mir auch keinen plötzlichen tod.

alle menschen, die mich jemals verletzt haben, sollen mir dabei zusehen. sie sollen sehen wie ich an dem, was sie getan haben, kaputt gehe. aber es gibt so viele, freunde, verwandte, die mich lieben. das kann ich ihnen nicht antun, ich bin viel zu selbstlos, um sie so etwas erleben zu lassen.

ich bin ein dramatischer mensch, ich singe und male, seit ich einen stift halten kann. ich bin künstler, eine kreative seele und ich sollte eigentlich mein meisterwerk sein. mein letztes.

aber verdammte scheiße, ich bin erst sechzehn, ich sollte keinen gedanken an meinen tod verschwenden, sondern mich um partys, schule und liebe kümmern!

entschuldigt bitte, ich neige leicht zum melodramatischen. :/ aber mit wem sonst könnte ich reden, als mit menschen, mädchen, die das selbe durchmachen? es tut mir leid, dass ich euch zusätzlich mit meinen launen belaste, meine hormone bringen mich um. 

schon wieder so ein langer post, ich möchte euch nicht langweilen, morgen wird besser. das verspreche ich euch. seit mir bitte nicht böse, ich liebe euch alle. küsschen an alle meine leser, ich drück euch ganz fest! 


12 Kommentare:

  1. So traurig das auch klingen mag.. aber dieser Post war wunderschön :( Du hast dich toll ausgedrückt.. so nachvollziehbar.
    Kopf hoch..!

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  2. irgendwie komisch, wie ich so ziemlich das selbe fühle wie du. das alleinsein. die liebe zur kunst. die verbundenheit mit ana.. und und und..
    wenn du reden möchtest, können wir das ja mal über email tun?
    du schaffst alles, was du dir vorstellst!
    <3

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  3. wirklich ein wundervoller post. total berührend und ansprechend!
    alles liebe, svea ♥

    http://caughtinchangingyourlife.blogspot.com/

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  4. ich liebe deinen blog. :)

    hier hast du einen award :p

    http://bevor-ich-sterbe.blogspot.com/2011/04/hab-einen-award-bekommen-von-madame.html#comments

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  5. es haut einen einfach nur um. wie du die situation schilderst, als du erbrichst. zu schön geschrieben, zu traurige wahrheit. aber du schaffst das, jeder schritt zurück ist nur ein erneuter anlauf. merken ♥

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  6. Du hast einen Blogaward bekommen ♥

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  7. Sieh mal, du hast gerade einen Award bekommen! :)
    http://soonthinly.blogspot.com/2011/04/schokolade-nein-danke.html

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  8. wunderbarer post, wunderbarer blog.

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  9. Von mir auch einen Blogaward ;*
    http://anywayineedyou.blogspot.com/2011/04/ouu.html

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  10. hast du das oben alles selbst geschrieben?
    wow. wirklich ich bewundere deinen blog.
    wie groß bist du,wenn ich fragen darf?
    xx

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  11. wow.
    einfach nur wow.
    sehr gut beschrieben.
    ich bin sprachlos.

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